Darin:  "Vernetzte Schnitzeljagd: Geocaching als hybride Raumkonstitution" (S. 373 - 380)

Beim Cachen wird der normalerweise ganz normalen Umgebung eine neue Bedeutung zugewiesen, nämlich die des Spielfeldes für raffinierte Verstecke möglichst an interessanten Orten. Der Aufsatz reflektiert dies anhand der von Michel de Certeau herausgearbeiteten Unterscheidung von Strategien und Taktiken.
Die besondere Qualität des Geocaching ergibt sich aus den Grenzen zur alltäglichen Umgebung, die dabei fließend oder vielmehr weitgehend aufgehoben sind: Es findet unmittelbar in der alltäglichen Umwelt statt, mit ihren auf normale, möglichst reibungsloses Funktionieren angelegten Orten, Strukturen und Akteuren - nicht auf einem abgetrennten Terrain, wie in den simulierten Welten von Computerspielen, in der alle Beteiligten immer auch Mitspieler sind und die Umgebung speziell für das betreffende Szenario geschaffen ist. Statt eine Spielwelt im Computer zu nutzen, wird von GeocacherInnen der alltäglichen Welt via medial vernetzter Gemeinschaft die Zusatzfunktion des Spielfelds zugewiesen. Dessen möglichst naht- und reibungslose Integration in den Alltag wird als willkommene Herausforderung angenommen.

Zum Band: 

Das Kompendium gibt einen Überblick über die Geschichte und das aktuelle Spektrum jugendkultureller Szenen sowie über mediale Bilder und Welten von Jugendlichen. Anknüpfend an das bahnbrechende Katalogbuch »Schock und Schöpfung« und den Ausstellungskatalog zu Jugendkulturen im Ruhrgebiet »Land der Hoffnung, Land der Krise« aus den 1980er Jahren liefert das Buch einen Überblick über den aktuellen Stand der Jugendkulturforschung in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts. Skizziert wird zunächst die Geschichte der Jugendkulturen seit der Nachkriegszeit in Deutschland und im internationalen Raum sowie das aktuelle Spektrum jugendkultureller Stile und Szenen. Anschließend werden die Subkultur, Jugendkultur, Lebensstil und Konsum aus der Perspektive unterschiedlicher kulturwissenschaftlicher Zugänge diskutiert. Drei weitere Kapiteln widmen sich den ästhetischen Ausdrucksformen (z.B. Mode, Musik), subkulturelle Stilbasteleien und Wertorientierungen in vielfältigen aktuellen Jugendkulturen. Exemplarisch werden die Lebenswelten verschiedener Jugendszenen von türkischen Straßengangs bis hin zu traditionellen Jugendlichen in Jugendverbänden und Vereinen vorgestellt und die bildlichen Selbstdarstellungen und Kommunikationsprozesse von Jugendlichen in den digitalen Medien des Web 2.0 präsentiert. Umfangreiches Bildmaterial aus der gleichnamigen Dortmunder Ausstellung im Rahmen von Ruhr 2010 ergänzt diese Reflexionen aktueller Jugendkulturlandschaften.

Inhalt: 

VORWORT....................... 9
I. EINLEITUNG
HEINZ-HERMANN KRÜGER
Vom Punk bis zum Emo – ein Überblick über die Entwicklung und aktuelle Kartographie jugendkultureller Stile...................13
CHRISTOPH JACKE
Mainstreams und Minderheiten im Spannungsfeld von Kontingenz und Kontroverse. Erneute Erläuterungen zum Subkultur-Begriff.............43
HANS PETER HAHN
Konsum, Materialität und Selbststilisierung als Bausteine jugendlicher Subkulturen.... 57
SIEGFRIED J. SCHMIDT
KulturKulturen. Über den Umgang mit kulturellen Differenzen......... 69

II. JUGENDKULTURELLE STILE UND „NEUE“ SUBKULTUREN
EVA KIMMINICH
HipHop, B-Boys, Tanz und Körperwissen..............82
HEIKE JENSS
Jugendkultur im Retro-Look.................. 99
MAREN ZSCHACH/LILI REBSTOCK
Jugendkulturelle Identität und Distinktion am Beispiel der Emos........105
BIRGIT RICHARD/JAN GRÜNWALD/MARCUS RECHT
Schwarze Stile und Netz-Bilder: Zu Ästhetik und den Webcommunities der Gothic und Black Metal Subkulturen............... 117
NINA METZ
Die Mythen der nahen Zukunft. New-Rave als Style-Phänomen 2.0........ 133
RONALD HITZLER
Lost in Transformation? Die Loveparade im Ruhrgebiet.......... 141
CORD HENNIG LABUHN
Zur DJ-Kultur zwischen analoger Tradition und digitaler Gegenwart........ 151
WILHELM HEITMEYER/JUDITH SCHERER/MARTIN WINANDS
Choreographien der Gewalt................. 159
DIETMAR ELFLEIN
Heavy Metal.......................164

III. JUGENDLICHE LEBENSWELTEN
WERNER THOLE
Zwischen Clique, Pfadfinderheim und Gewerkschaftsjugend. In- und nonformelle Kulturen von Jugendlichen............. 175
CATHLEEN GRUNERT/ALINE DEINERT
Zwischen Spielplatz, Youtube und Westfalenstadion–Jugendliche in Räumen physisch-realer und virtueller Öffentlichkeit............. 187
WERNER HELSPER
Schulkulturen und Jugendkulturen – Einblicke in ein Ambivalenzverhältnis...... 209
KIRSTEN BRUHNS
Mädchen und Gewalt.................... 231
MANFRED SCHNEIDER
Popkultureller Vatermord. Jugendliche Serienmörder in Institutionen.......248
NINA METZ
Shattered Symbols. Pop, Kult und das Religiöse in jugendkulturellen Bildwelten..... 261
THOMAS MACHO
Teenage Suicides. Am Beispiel der Virgin Suicides von Jeffrey Eugenides und Sofia Coppola....................273
MICHAELA PFADENHAUER
Kompetenzen durch Szenen................. 281
CLAUDIA LÜBCKE
Jugendkulturen junger Muslime in Deutschland............. 293
MICHA BRUMLIK
Linksradikale Jugendkultur? – Mutmaßungen über ein unbekanntes Terrain...... 299
HEINZ DRÜGH
You need me to make ya a mix tape? Vergänglichkeit und Ästhetik von Benjamin von Stuckrad-Barres Kassettenmädchen............311

IV. DIGITALE JUGEND: BILDER UND MEDIEN
BIRGIT RICHARD
Asoziale Netzwerke und neue Generationskonfl ikte: Online-Fotos und –Videos von Jugendlichen in augmented subcultures............. 321
JUTTA ZAREMBA
FanArt – kreative Bastionen jugendlichen Fantums im Internet........ 347
MARCUS RECHT
Der „sympathische Vampir“ im TV............... 359
ALEXANDER RUHL
Vernetzte Schnitzeljagd: Geocaching als hybride Raumkonstitution........ 373
JAN GRÜNWALD
Das Helle ist das Dunkle – Verschwinden als ästhetische Kategorie archaischer Männlichkeit................... 381
INKE ARNS
Terror als Therapie. Laibach und die slowenische Punk-Bewegung........393
THILO SCHWER
DIY in Jugendkulturen. Vom kopierten Fanzine zum Steampunk-PC.......405

DIE AUTORINNEN UND AUTOREN................ 415

V. INTERCOOL: DIE AUSSTELLUNG
DAS AUSSTELLUNGSKONZEPT..................421
DAS AUSSTELLUNGSTEAM.................. 423
DIE ARCHITEKTUR..................... 428
HARTWARE MEDIENKUNST VEREIN UND RADAU DESIGN............ 429
JUGENDKULTURARCHIV.................... 430
WERKE UND KÜNSTLERINNEN................... 432