Kultur und darin eingebettet individuelle Lebensweisen können als Resultat getroffener Entscheidungen bzw. gefundener Kompromisse aufgefasst werden. Handeln ergibt sich in dieser Auffassung aus der Kombination gegebener Wahlmöglichkeiten, die hinsichtlich verfolgter Ziele gegeneinander abzuwägen sind. Denn nur selten besteht die Chance, die jeweils beste, die Ideale Vorgehensweise zu verfolgen, sodass auch Notlösungen hingenommen werden müssen. Gleichwohl können diese auch selbstbewusst erscheinen, etwa einen eigenen Stil markieren, womit die "Bastelei" (franz. bricolage) geadelt wird. Remix und Sampling sind weitere Stichworte, die auf mögliche Innovationsleistungen durch geschickte Verknüpfungen verweisen.
Derartige Prozesse manifestieren sich im Handeln wie auch in materiellen Artefakten, werden also auf vielfältige Weise augenfällig, fast immer gibt es eine visuelle Komponente von Aktivitäten oder deren Spuren. Die Chance, dies zu beobachten, Muster zu isolieren und bildlich in Szene zu setzen, soll hier mittels Fotografie ergriffen werden.
Diese im Seminar weiter auszuführenden Überlegungen liefern in diesem Semester Anknüpfungspunkte für den praktisch orientierten Teil des Seminars, der in Form einer überwiegend eigenständig zu realisierenden Bildgestaltung zu leisten ist: Wie werden Phänomene augenfällig? Was macht den Reiz oder die besondere Qualität bestimmter Sichtweisen in der je spezifischen Umgebung aus?
Fotoserien, die primär an selbst gewählten Orten und mit eigenen Motiven im Laufe des Semesters angefertigt und in den Seminarsitzungen diskutiert werden, bilden Ausgangspunkte für die Auseinandersetzung mit optischen und technischen Sachverhalten der Fotografie sowie für die Reflexion von gestalterischen und künstlerischen Möglichkeiten, Intensionen und Kriterien.